Ist das Gravel oder doch schon MTB? Das frag ich mich bei vielen meiner Bikepacking Abenteuer. Denn oft bin ich nicht nur auf schönen, einfach zu fahrenden Schotterstrassen unterwegs, sondern im roughen Gelände. Und da täte mir eine Federung ganz gut.
Vecnum freeQENCE im Test
Eine Federgabel ist jedoch gleich wieder schwer, teuer und muss aufwändig montiert werden. Entsprechend habe ich mich auf die Suche nach Alternativen zur Federgabel gemacht und war sehr happy, als mir Gabi und Marcel von Vecnum Ihren gefederten Vorbau zum Test angeboten haben. Da es diesen erst ab einer Länge von 90 mm gibt (zu lang für mich), durfte mein Mann Axel den Vorbau testen. Lest hier das Interview und sein Fazit zum Vecnum freeQENCE.
Axel, warum ist für Dich ein gefederter Vorbau interessant?
Ich bin jemand, der gerne abseits der Strassen unterwegs ist. Dabei ist schnelles Gravel- und leichtes MTB-Gelände wohl mein liebstes Terrain. Und wenn es grober und holpriger wird, habe ich mir schon manchmal auf meinem All-Terrain Bike von Salsa etwas Dämpfung für meine Hände und auch für meinen Rahmen gewünscht. Ich finde, ein gefederter Vorbau schließt die Lücke zwischen komplett ungefedert hin zur vollgefederten Gabel prächtig.
Gefederte Vorbauten sind ja an sich nichts neues…
Stimmt, da gibt es noch Redshift oder ein ähnliches integriertes System von Specialized. Letzteres ist aber nicht ganz günstig, wiegt auch etwas mehr und ist komplexer im Einbau.
Was sind die Vorteile des Vecnum freeQENCE?
- Der Vorteil des Vecnum freeQENCE ist, dass es sich einfach an und abbauen lässt und an sich für alle gängigen Größen passt. Ich kann es also innerhalb von wenigen Minuten von einem Rad auf das andere ummontieren.
- Außerdem ist das System von Vecnum gegenüber Redshift im Vorteil: Die Steifigkeit lässt sich sehr leicht und stufenlos umstellen - man dreht hier einfach an einer Schraube. Bei Redshift muss man die Festigkeit anhand verschieden fester Gummiblöcke einstellen. Da ist man weniger flexibel und das Ganze ist aufwendiger zu machen.
- Zweitens verdreht sich bei dem Ein-Achsensystem von Redshift der Lenker leicht nach vorne, wenn es nach unten abdämpft. Das spürst Du vor allem, wenn Du an den Bremsgriffen am Gravelbike bist. Das ist gewöhnungsbedürftig. Mit dem Zwei-Achsensystem von Vecnum hast Du das Problem nicht.
- Der Vecnum freeQENCE ist mit einem Gewicht von um die 300 Gramm je nach Länge des Vorbaus recht leicht.
Wie beurteilst Du die Verarbeitung des Vecnum freeQENCE?
Die Verarbeitung ist sehr hochwertig. Das wird einem sofort klar, wenn man es in der Hand hat. Gebaut wird das Ganze noch im Allgäu, meiner Heimatregion. Heimische Produkte zu unterstützen ist immer gut – vor allem wenn sie qualitativ so hochwertig sind.
Wie lief die Montage ab?
Für mich, sehr einfach. Ich bastel ja immer mal wieder gerne etwas selber am Rad rum. In diesem Falle ist es wirklich nicht zu schwer und es gibt auch gute Anleitungen im Internet zu finden.
Zuerst musst Du den bestehenden Vorbau abbauen. Lenker also abschrauben. Dann die Vorbauschrauben oben und seitlich lösen und den Vorbau nach oben vorsichtig rausziehen. Dann den Vecnum einfach an der gleichen Stelle von oben drauf stecken. Dabei anhand der Spacer darauf achten, dass die Abstände stimmen. Danach schraubst Du den Vorbau an der Gabel wieder fest. Hier musst Du auch auf die Zugfestigkeit achten (ist angegeben) und dann wieder den Lenker vorne ebenfalls mit der richtigen Festigkeit dran schrauben. Und fertig ist das Ganze.
Ich denke, ich habe so 15 Minuten gebraucht. Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, geht es sicher noch schneller. Aber dazu kommt es wahrscheinlich nicht, denn wenn der Vorbau mal dran ist, will man ihn kaum wieder hergeben.
Wie war Deine erste Testfahrt mit dem Vecnum freeQENCE?
Bei meiner ersten Fahrt ging es gleich zur Sache. Wir haben an einem Radevent teilgenommen mit dem Namen Schottergaudi. Dabei geht es 200 km hoch und runter in den Alpen rund um Garmisch, Ehrwald, Karwendel und Walchensee. Streckenweise kann man das durchaus auch als Mountainbike-Terrain bezeichnen.
Mit dem Vecnum freeQENCE hab ich meine 47 mm breiten Reifen drauf gelassen und bin nicht auf MTB Reifen umgestiegen – was ich sonst getan hätte. Es war alles dabei: von Radweg, Schotterweg, Strasse, und auch echt grobe und auch etwas felsige Abfahrten. Und es ging prima.
Ich tendiere dazu, in technischen Abfahrten schneller zu sein als der Hobby-Radler Durchschnitt (Masse statt Klasse sage ich immer, da ich 100 kg wiege). Mit dem Vecnum freeQENCE war ich gefühlt noch schneller unterwegs. Das liegt vor allem daran, dass der Reifen durch die kleinen Dämpfungen mehr am Boden bleibt und ich so mehr Sicherheit verspüre. Beim Bremsen empfinde ich dasselbe.
Auf längeren Fahrten kann die Dämpfung auch sicherlich die Handgelenke schonen. Glücklicherweise habe ich damit generell nicht zu kämpfen. Aber man merkt, der Vecnum freeQENCE nimmt Vibration und die “Peaks” aus Schlägen raus.
Was sind Deine Kritikpunkte am Vecnum freeQENCE?
-
Macht nur im technischen Gelände Sinn.
Fährt man viel auf gutem Teer, sind die Vorteile des Systems gegenüber den Nachteilen weniger ausschlaggebend. -
Minimale Vorbaulänge ist 90 mm.
Alles darunter gibt es nicht. D.h wenn Dein Vorbau kürzer als 90 mm ist, musst Du Alternativen finden, um Deinen Komfort zu erhöhen. Z.B. dickere Reifen, was auch höheres Gewicht und vor allem mehr Rollwiderstand mit sich bringt. -
Mit ca. 299 Euro ein recht hoher Preis.
Das könnte man meinen, aber die Qualität spürt man und zudem ist es gegenüber einer guten, leichten Federgabel wiederum günstig. -
Der Vecnum freeQENCE ersetzt keine MTB Federgabel.
Das muss man einfach sagen. Dafür fehlt der Federweg. Aber er kann es mit den neuen Gravel-Federgabeln (bis 30mm Federweg) sehr wohl aufnehmen und da ist er mit seinem geringen Gewicht wiederum im Vorteil.
Fazit - Vecnum FreeQENCE im Test
Axel, wie lautet Dein abschliessendes Feedback und wem würdest Du den Vecnum freeQENCE empfehlen?
Die Frage sollte einfacher lauten. Baue ich den Vecnum freeQENCE wieder ab? Nein! Der bleibt drauf. Für die Art wie ich fahre, nämlich auf leichtem MTB-Terrain, ist der Vorbau eine perfekte Ergänzung zu meinem All-Terrain-Rad oder auch einem Gravel-Rad, ohne dabei zu viel Mehrgewicht in Kauf nehmen zu müssen. Sorry Vecnum, das Test-Gerät wird nicht zu euch zurück geschickt. Es ist einfach zu gut! 😉