Mist! Anfang März 2023 wird unsere lang geplante Silvretta Skidurchquerung zwei Tage vor dem Start wegen zuviel Neuschnee abgesagt. Axel und ich suchen nach einer Alternative, um dem schlechten Wetter zu Hause zu entfliehen. Schnell fällt unser Augenmerk auf den Veneto Gravel – ein Bikepacking-Event, bei dem ich schon längst einmal mitmachen wollte. Der eigentliche Start des Events ist Ende April. Wir entscheiden uns spontan für einen “Streckencheck” und fahren statt in den tiefsten Winter in den italienischen Frühling.
Inhaltsverzeichnis
Was erwartet Dich beim Veneto Gravel?
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Wunderschöne Altstädte
Der Track führt durch die schönsten Städte Venetiens: Treviso, Verona, Belluno und Padua. Die urigen Dörfer Bassano del Grappa, Arquà Petrarca und viele mehr versetzen Dich in eine längst vergangene Zeit. -
Perfekte Alternative zum Frühjahrsflug nach Mallorca
Venetien bietet auch Anfang März bereits wärmende Sonnenstrahlen. Der Veneto Gravel ist also eine gute Alternative zum Mallorca Urlaub - ohne zu fliegen und einfach mit dem Auto oder Flixbus erreichbar. -
Einfache Strecke
Die Strecke verläuft bis auf ein paar wenige Anstiege im Norden zumeist im Flachen, auf wenig technischen Trails und einem sehr hohen hohen Straßenanteil. Die Hälfte der Strecke läuft aus Asphalt. Das bedeutet, dass sie auch für Anfänger gut zu fahren ist bzw. viel Gelegenheit zum Ballern bietet, aber leider auch viel Verkehr beinhaltet. -
Gravel-Race Bike
Ich war mit meinem Specialized Diverge mit 38” Reifen unterwegs. Die richtige Wahl für dieses Gelände.
Die Key Facts zur Strecke
Was ist der Veneto Gravel?
Der Veneto Gravel ist ein „Unsupported Bike Adventure“ und mit über 700 Kilometern laut Veranstalter das längste Gravel-Race Europas. Im Jahr 2023 findet der Veneto Gravel auf drei verschieden langen Strecken statt: der Klassiker geht über 720 km und 4.300 Höhenmeter durch ganz Venetien, daneben gibt es zwei kürzere Routen à 400 km. Die Beach-Runde führt bei Jesolo ans Meer und die Lake-Runde am Gardasee vorbei.
Distanz: 702 km
Anstieg: 3.620hm
Höchster Punkt der Tour: Sella Fedalto
Dauer: je nach Befinden 3-5 Tage
Die Route
Axel und ich recherchieren die Route vorab im Internet und finden bald die Tracks aus dem Jahr 2021. Das Event startet in Piazzola sul Brenta. Wir beginnen unsere Tour aus logistischen Gründen jedoch kurz hinter Verona, denn Verona ist für uns gut mit dem Auto zu erreichen. Alternativ fährt da auch ein Flixbus hin, der jedoch so kurz vor knapp schon ausgebucht war. Die Route führt im Norden durch die Ausläufer der bellunischen Dolomiten mit den Städten Feltre und Belluno. Diesen sicherlich sehr schönen und bergigen Teil der Tour lassen wir aufgrund des sehr schlechten Wetters jedoch aus und biegen bei Bassona del Grappa Richtung Treviso ab. Wir verkürzen die Route dadurch von 700 km auf 450 km.
Die Key Facts zum Fahrrad
Welches Fahrrad ist für den Veneto Gravel am besten geeignet?
Die Gravel-Abschnitte auf unserer Route beinhalten keine großen technischen Passagen. Axel fährt mit 46 mm breiten Reifen und ich bin mit 38 mm breiten Reifen unterwegs – beide mit mittlerem Stollenprofil. Auch an die Übersetzung sind keine besonderen Anforderungen zu stellen, da unsere Strecke zum größten Teil flach verläuft und keine steilen Anstiege beinhaltet.
Mehr zum Thema Übersetzung könnt Ihr in meinem Beitrag “Let’s go Mullet – die perfekte Gravelbike Übersetzung” nachlesen.
Veneto Gravel - Unser Erfahrungsbericht
Anreisetag - von San Martino Buon Albergo nach Lonigo
Am Tag unserer Ankunft parken wir unser Auto in einem kleinen Dorf hinter Verona. Wir starten erst um 15 Uhr und lassen es easy angehen: Es geht von San Martino Buon Albergo gerade einmal 35 Kilometer bis Lonigo. Der Weg führt auf Schotter entlang des Adige, es ist schön flach zu fahren, wir haben Glück mit dem Wind und kommen schnell vorwärts.
In Lonigo buchen wir uns ein kleines Appartement mit Frühstück und holen uns eine Pizza auf die Hand zum Abendessen.
Veneto Gravel Tag 1: Von Lonigo nach Castelfranco Veneto
Am nächsten Morgen starten wir mit Cappuccino und einem kleinen Crossini und machen uns auf, den ersten Anstieg unserer Tour zu erklimmen. Auf kleinen Asphaltstraßen kurbeln wir uns 500 Höhenmeter auf eine Hochebene hinauf. Die ersten Frühjahrsblumen blühen schon.
Die Abfahrt auf Schotter bietet einen tollen Blick auf die bevorstehende Strecke. Wir fahren als nächstes durch den eigentlich Startort des Events, Piazzola sul Brenta.
Ab da führt der Track auf kleinen Radwegen entlang des Brenta Flusses. Ich kann mir gut vorstellen, dass hier im Sommer recht viel los ist – wir bleiben im Frühjahr jedoch von zu viel Fussgänger-Verkehr verschont.
Wir erreichen als bald Bassona del Grappa, eines der Highlights der gesamten Tour. Die Brücke “Ponte Vecchio” ist tatsächlich sehr sehenswert. Aufgrund des schlechten Wetters, das uns Richtung Feltre erwartet, entscheiden wir uns hier, den nördlichen Teil der Route wegzulassen. Sehr schade, denn gerade der bergige Teil der Route wäre wahrscheinlich besonders schön zu fahren und macht mir persönlich mehr Spass als die Flachetappen.
Es geht also weiter nach Castelfranco Veneto, ein weiteres mittelalterliches Städtchen auf unserem Weg. Die Festungsanlage ist beeindruckend. Wir checken hier im Hotel Torre ein. Axel und ich buchen wie immer unsere Hotels spontan über booking.com, um so viel Flexibilität wie möglich zu haben. Das hat nur leider auch den Nachteil, dass wir ab und zu eine nicht mehr ganz so günstige Unterkunft finden. Schön aber, dass die vom Hotel den roten Teppich auch für Bikepacker ausrollen, die eine Plastiktüte aus dem Supermarkt als Rucksack mit sich rumschleppen ;-))) Für Castelfranco Veneto kann ich übrigens die Osteria Maniscalco empfehlen, wo Axel und ich einen wundervollen Abend mit leckerem italienischen Essen verbringen.
Veneto Gravel Tag 2: Von Castelfranco Veneto nach Padua
Am folgenden Tag geht es weiter nach Treviso, wo wir eine ausgedehnte Mittagspause einlegen und uns die Sonne ins Gesicht scheinen lassen.
Es geht weiter Richtung Padua. An diesem Tag läuft es bei uns überhaupt nicht bzw. wir kommen nicht wirklich in den Flow: Die Route ist ziemlich abgehackt und biegt ständig von links nach rechts ab. Der Asphalt-Anteil ist recht hoch und die Gravelpassagen wirken gewollt. Ich persönlich mag einfach keine Routen, auf denen viele kleine Schleifchen gefahren werden, nur um eine Gravelpassage von jeweils 500 Metern einzubauen und dann wieder zurück auf die Hauptstraße zu kommen. 😏
Kurz vor Padua kommen wir an der Villa Pisani vorbei – sieht ziemlich cool aus – und von da aus geht es direkt und schnurstracks am Kanal entlang Richtung Padua. Ein absoluter Geheimtipp und wunderschön. Padua hat sehr viel von seinem Charme aus alten Zeiten erhalten, die Arkadengänge in der Altstadt sind sehr besonders und die Basilika Sant’Antonio sowieso.
Tag 3: Von Padua nach Bovolone
Die Fahrt aus Padua hinaus ist wunderschön und führt auf waldigen, ebenen Wegen durch kleine Alleen. 15 Kilometer nach Padua kommen wir auf einen der schönsten Streckenabschnitte der Tour. Es geht durch den Naturpark “Parco dei Colli Euganei”, wo ziemlich viele Radler unterwegs sind. Wir kommen durch Arquà Petrarca, ein kleines mittelalterliches Dörfchen oben im Nationalpark. Hier liegt Petrarca begraben, daher auch der Namenszusatz. Die Straße zum Dorfplatz hoch ist ziemlich steil.
Weiter gehts nach Treviso und auf dem Schotterradweg entlang der Etsch Richtung Verona. Wir lassen den Abend nach 143 Kilometern in Bovolone zu Ende gehen, wo wir direkt ein günstiges Hotel am Strassenrand finden.
Abreisetag: von Bovolone über Verona nach San Martino Buon Albergo
Am nächsten Tag rollen wir weiter nach Verona. Das bunte Treiben in einer der schönsten Städte Italiens ist lustig anzuschauen. Wir trinken hier unseren letzten Cappucino der Tour und sind nach nur 42 Kilometern an diesem Tag auch schon wieder zurück am Auto, um unsere Heimreise nach Deutschland anzutreten.
Fazit - Veneto Trail - Bikepacking in Venetien
Unser Ausflug nach Venetien war eine tolle Gelegenheit dem Winter in Deutschland zu entkommen und ein perfekter Plan B für unsere abgesagte Skitour durch die Silvretta. Hier meine Zusammenfassung:
- Der Veneto Trail lässt sich prima im Frühling fahren, da es in Italien schon warm ist. Vor allem in den ebenen Teilstücken des Tracks, wie wir ihn gefahren sind, hatten wir Temperaturen von um die 17 Grad. Die Strecke könnte damit eine logistisch gut zu erreichende Alternative für einen Rennrad Urlaub auf Mallorca sein.
- Ich persönlich fand die Route vor allem wegen der urigen Städte und mittelalterlichen Dörfer sehenswert - Italien hat eben kulturell und natürlich auch kulinarisch einiges zu bieten.
- Die Strecke an sich war für meinen Geschmack zu flach und der Asphaltanteil zu hoch. Rein von der Route her gesehen hat mir der Tuscany Trail da besser gefallen. Der war zwar durchaus technischer, aber durchgängiger mit Gravelrouten bestückt. Aber das ist ja immer auch persönliche Geschmackssache.
Insgesamt aber hatten wir tolle Tage auf dem Veneto Gravel und können Euch nur ans Herz legen, die Strecke oder Teilabschnitte davon einmal selber nachzufahren oder Euch sogar beim Rennen anzumelden.
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4 comments
Die Route von 2021 wurde aber ziemlich geänder und auch die Fahrtrichtung ist umgekehrt. Inklusive neuem Startort in Bassano del Grappa. Sollte vielleicht dazugeschrieben werden bei der Kritik der Streckenführung. Die endgültige Route wird erst Anfang April zugesandt. Bin gespannt.
Hallo Andreas,
ja das stimmt natürlich, die Route wird für das 2023 Rennen geändert. Machst Du mit? Ich wünsche Dir viel Spass
LG
Sara
Danke für den schönen Bericht – hat Lust darauf gemacht die Strecke auch mal zu fahren.
Danke Dir Dietmar! Freut mich 🙂