Bikepacking liegt im Trend. Deshalb sind nicht nur immer mehr Radler mit leichtem Gepäck auf Deutschlands Straßen und Trails unterwegs. Immer mehr suchen jeden Abend auch eine Übernachtungsmöglichkeit. Das Zelt am Waldrand aufzuschlagen oder direkt unter dem Sternenhimmel zu pennen – davon träumen wir Bikepacker ja alle ein bisschen.
Aber darf man das eigentlich? Welche Möglichkeiten gibt es, für eine Übernachtung beim Bikepacking in Deutschland und Europa? Privat-Übernachtung, Hotels & Pensionen, Schutzhütten und Trekkingcamps – in diesem Beitrag habe ich Dir einige Informationen und Tipps für Deine Schlafplatzsuche zusammengestellt.
Inhaltsverzeichnis
Achtung: Wildcampen ist in Deutschland weitestgehend verboten
Was ist der Unterschied zwischen Wildcampen & Biwakieren?
Viele schlagen am Ende des Tages ihr Zelt genau da auf, wo sie sich gerade befinden. Denn was gibt es Schöneres als einen Schlafplatz unter einem rauschenden Blätterdach abseits der Zivilisation? Und wozu planen, wenn es spontan geht?
Leider hat die Sache einen Haken, denn
- bis auf ganz wenige Ausnahmen ist Wildcampen in Deutschland (=Zelt aufschlagen) verboten.
- Beim Biwakieren (Übernachten ohne Zelt) sieht die Sache lockerer aus. Das wird in der Regel geduldet, ist aber natürlich nicht bei jedem Wetter und an jedem Ort eine Option.
- In Schutzgebieten ist das freie Übernachten, egal ob mit oder ohne Zelt, grundsätzlich verboten.
Dabei gelten an verschiedenen Orten unterschiedliche Regeln. Am besten wirfst Du einen Blick auf diese Übersicht über die Regelungen zum Wildcampen in verschiedenen Bundesländern.
Hohe Strafen für Wildcamping
Natürlich gibt es Menschen, die diese Regeln nicht kennen oder bewusst ignorieren – ob sie beim Bikepacking übernachten oder mit dem Wohnwagen unterwegs sind. Der durch Corona ausgelöste Camping-Boom hat zum Beispiel dazu geführt, dass die Ranger in meiner Wahl-Heimat am Walchensee jede Nacht Wildcamper „erwischen“. Für die Ranger ist das nervenaufreibend, für Regelbrecher kann es teuer werden. In Bayern betragen die Strafen für Wildcamping in geschützten Gebieten bis zu 500 Euro. Davon abgesehen leidet die Natur dort, wo sie am meisten Schutz braucht. Beides ist unnötig. Denn es gibt viele Alternativen zu teurem und illegalem Wildcamping – sogar unter freiem Himmel. Du musst sie nur kennen 🙂
Bikepacking Übernachtungen in Deutschland – eine Auswahl
Wenn Du eine Bikepacking-Übernachtung in Deutschland suchst, bieten sich folgende Optionen an:
1. Vom Hotel bis zum Couchsurfing
Online-Portale
Auf Airbnb, booking.com, monteurzimmer.de, trivago oder expedia kannst Du Übernachtungsmöglichkeiten buchen und teilweise noch am Anreisetag stornieren, wenn Deine Tour anders verläuft als geplant. Ob Hotel oder Pension, die Auswahl ist groß. Auf meiner Northcape4000 Tour habe ich beispielsweise meinen Biwacksack gar nicht ausgepackt und alle Übernachtungen über Booking.com gebucht.
Bett und Bike
Auf bettundbike.de findest Du eine Auswahl fahrradfreundlicher und vom ADFC zertifizierter Unterkünfte in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Darunter sind Hotels genauso wie Ferienwohnungen, Pensionen oder Campingplätze.
Dachgeber
Dachgeber.de ist ein Übernachtungsverzeichnis der speziellen Art mit kostenfreien Unterkünften von Radlern für Radler. Aber Achtung – Du kannst nur dann eine Übernachtung erhalten, wenn Du selber anderen einen Schlafplatz anbietest. Und vergiss Deinen Schlafsack nicht.
Warm Showers
Auf ganz ähnliche Art funktioniert das weltweite Netzwerk Warm Showers. Hier kannst Du Dich allerdings auch dann anmelden und einen Gastgeber suchen, wenn Du „nur“ Radler bist und keinen Schlafplatz zu bieten hast.
My Cabin
My Cabin bietet naturnahe Übernachtungsmöglichkeiten, von der Wiese bis zur Holzhütte am Waldrand, teilweise mit Feuerstelle. Je nach Ort brauchst Du zusätzlich zum Schlafsack ein Zelt.
Couchsurfing
Eine weitere Option, bei der man auch gut neue Leute kennenlernen kann, ist das Couchsurfing. Hier werfe ich wie bei allen privaten Übernachtungsmöglichkeiten aus Sicherheitsgründen auf die Sternebewertungen des Gastgebers eines besonderen Blick.
2. Schutzhütten und Schutzhüttenverzeichnisse
Dich hat mitten auf deiner Tour ein Unwetter überrascht? Der Trail versinkt im Morast? Dann ab in die nächste Schutzhütte. Teilweise handelt es sich dabei nur um eine Art „Unterstand“ in Form einer überdachten Bushaltestelle. Teilweise sind da aber wirklich tolle Hütten dabei, die von einem Verein gehegt und gepflegt werden. Mir wird oft die Frage gestellt, ob es eine Art Verzeichnis für Schutzhütten gebe. Hier kann ich Euch folgende Tools an die Hand geben:
Mein ultimativer Tipp für die Schutzhütten Suche beim Bikepacking
mapy.cz ist mein absoluter Geheim-Tipp. Axel und ich sind bei der Vorbereitung unseres Bikepacking Transgermany Tripps drauf gestossen. Die App bietet unter dem Suchbegriff “Shelter” bzw. “Touristisches Schutzdach” eine sehr detaillierte und aktuelle Übersicht aller möglichen Schutzhütten. Auch beim Albtraum Bikepacking, wo ich alleine unterwegs war, hab ich so Unterschlupf für die Nacht gefunden. Die App funktioniert also nicht nur in Tschechien (CZ) sondern auch in Deutschland sehr gut.
Sonstige Verzeichnisse von Schutzhütten
3. Trekkingcamps
Wir hatten es: Wildcampen ist in Deutschland verboten, besonders in Schutzgebieten. Allerdings gibt es wie immer eine Ausnahme von der Regel: Trekking Camps beziehungsweise Trekkingplätze. Dabei handelt es sich um kleine, einfache Naturlagerplätze, teilweise in Nationalparks. Platz für drei bis vier Zelte, eine Bio- oder Kompost-Toilette und eine Feuerstelle, fertig. Viel Komfort darfst Du von Trekkingplätzen nicht erwarten, dafür bestechen sie durch andere Vorteile: Du kannst legal unter freiem Himmel zelten und bist mitten in der Natur. Oft befinden sich Trekkingplätze in einer besonders malerischen Gegend. Und noch einen Vorteil gibt es: Weil Trekkingplätze so beliebt sind, wächst ihre Zahl stetig.
Hier eine Auswahl an Trekkingcamps
Wichtig: Weil der Platz begrenzt ist, musst Du dich bei den meisten Trekkingplätzen vorab anmelden. Am besten denkst Du auch daran, genug Lebensmittel und Getränke mitzunehmen. Grundsätzlich bietet ein Trekkingplatz weniger Comfort als ein Campingplatz und ist damit eine Option für abenteuerfreudige Bikepacker.
4. Manchmal die einfachste und beste Lösung: Fragen!
Schließlich gibt es noch eine ganz einfache Möglichkeit, die Axel und ich bei unserer Bikepacking Transgermany Tour mitten im ersten Corona Lockdown öfter ausprobiert haben bzw. ausprobieren mussten: Fragen! Ich kam mir im ersten Moment auch ziemlich doof vor, an einer Haustüre zu klopfen und eine mir völlig unbekannte Person zu fragen, ob wir unser Zelt im Vorgarten aufbauen dürfen. Aber ich hab damit bisher nur positive Erfahrungen gemacht. Der Wart vom Kanuverein am Rhein hat uns auf seinem Rasen und ein Bauer an der polnischen Grenze in seinem Apfelgarten übernachten lassen. Voll nett 🙂
Fazit - Bikepacking Übernachtung
Für die Übernachtung beim Bikepacking gibt es also viele verschiedene Möglichkeiten – von Hotels und Pensionen, Übernachtung bei Privatpersonen im Gästezimmer oder der Couch bis hin zur Übernachtung in Schutzhütten oder Trekkingcamps.
Übernachtungsmöglichkeiten erfordern oft eine rechtzeitige Anmeldung. Außerdem haben manche Trekkingplätze oder andere Angebote draußen nur zu bestimmten Jahreszeiten geöffnet. Erkundige dich deshalb am besten vor Deiner Tour, wo Du wie übernachten kannst und ob es am Ort Deiner Wahl noch freie Plätze gibt. Schließlich trägt ein guter Schlaf dazu bei, dass Du Dein Bikepacking-Abenteuer richtig genießen kannst 🙂
STOP! Hast Du weitere Tipps zum Thema Bikepacking-Übernachtung, die hier noch auf der Liste fehlen? 👉 Bevor Du weiter klickst würde ich mich RIESIG über einen Kommentar von Dir freuen. Danke Dir und mach’s gut! 🤗
7 comments
Hej Sara,
in Dänemark gibt es wunderbare Shelter (oft mit Zugang zu Toiletten und fließend Kaltwasser) – zu finden auf der gleichnamigen App! Manche Shelter sind kostenlos, manchmal wird von Privatleuten eine kleine Gebühr erhoben.
https://shelterapp.dk/
Ansonsten nutze ich gern die rechtliche Grauzone Hängematte – ist kein Zelt, aber eben auch nicht klassisch biwakieren. Wenn der Schlafplatz umsichtig gewählt wird, ist selten mit Problemen zu rechnen.
Beste Grüße,
Dominik
Hallo Dominik,
vielen lieben Dank für Deinen Kommentar und den Tipp mit der Shelter App. Sehr nützlich!
Machs gut und allzeit gute Fahrt!
Sara
[…] https://www.bikepackers.de/bikepacking-uebernachtung/ […]
Hi Sara,
aus Belgien kommt eine mittlerweile in Europa sehr verbreitete App: „welcometomygarden.org“.
Hier sind alle meist privaten, kostenlosen Anbieter, die allen „Slow-travellern“ (hiker-biker) einen Zeltplatz im Garten ihres Hauses mit mehr oder weniger Infrastruktur (Küchenzugang, WC, Dusche, Feuerstelle etc.) anbieten.
Kostet nix in funktioniert perfekt, auch kurzfristig.
Wir sind hier auch gelistet, genauso wie auf „warmshowers“. Diesen Sommer hatten wir mind. 20 Leute am Platz, alle sehr interessant und auf Langstrecke unterwegs.
Gruß Erich
Hallo Erich,
super! vielen lieben Dank für Dein Feedback und den Tipp, die App kannte ich auch noch nicht und kommtgleich mit in die Liste.
lieben Gruß
Sara
Hi Sara,
für Übernachtungen im Vorgarten hier noch ein Tipp:
https://1nitetent.com/
Viele Grüße
Andreas
Alles klar, danke Dir für den Tipp, Andreas!
LG
Sara