Gravel Distance Rallye – Bikepacking im Schwarzwald

by Sara Hallbauer

Wilde Natur und schöner Schotter erwarten uns auf unserem Schwarzwald Cross

Ich liebe von A nach B. Die meisten von Euch, die mich persönlich kennen oder meinen Blog schon länger lesen, wissen, dass ich fĂĽr gerade Routen, die ein Land, eine Region oder sogar einen Kontinent durchqueren, brenne. Denn fĂĽr mich ist das Rad eine Verbindungsmaschine, die nicht nur zwei Punkte, sondern auch Menschen zusammenbringt. Kein Wunder also, dass ich von Björns Einladung, den Schwarzwald im Rahmen der Gravel Distance Rallye zu durchqueren, sofort begeistert bin. Auf geht’s zum Bikepacking in das Land der Flösser, Uhrenmacher und Holzfäller. Und klar: Schwarzwälder Torte essen steht natĂĽrlich auch auf dem Programm.

Was erwartet Dich bei der Gravel Distance Rallye?

Die Key Facts zur Strecke

Was ist die Gravel Distance Rallye? Schwarzwald Cross vom Feinsten!

Die Gravel Distance Rallye ist eine Gravelroute, die Dich einmal von Nord nach Süd durch den Schwarzwald von Karlsruhe nach Lörrach führt. Auf Deinem Weg durch den Schwarzwald durchquerst Du acht verschiedene Checkpunkte. Der am jeweiligen Checkpunkt hinterlegte QR Code wird mittels einer App eingescannt. Wenn Du es schaffst, alle Checkpunkte zu sammeln, wirst Du eine Schwarzwald Legende, in die Rangliste der ewig besten aufgenommen und erhältst ein großes Überraschungspaket.

Distanz: 311 km

Anstieg: 7.120 hm

Höchster Punkt der Tour: Feldberg 

Dauer: so lange oder kurz wie Du magst

Die Route

Die Route führt durch die acht Checkpunkte Karlsruhe, Gernsbach, Baiersbronn, Haslach, Schonach, Titisee-Neustadt, Weiden und endet schliesslich in Lörrach. 

Gravel Distance Rallye - Schwarzwald Cross - Unser Erfahrungsbericht

Tag 1: Hier geht es gleich voll und ganz zur Sache

Ich kurbele mich den steilen Gravel-Anstieg nach oben, Tritt um Tritt. Der SchweiĂź tropft mir in der glĂĽhenden Mittagssonne von der Stirn auf meinen Wahoo.  Ungewohnt, dass es in Deutschland nach dieser ewig langen Regenperiode wieder so warm geworden ist. Das Treten fällt mir schwer – meine Beine sind noch platt vom Italy Divide, ein Gravel-Rennen ĂĽber 1200 km und 22.000 hm. Und jetzt geht es schon wieder hoch hinaus, puh! Gott sei Dank bin ich mit meinem Salsa unterwegs. Denn mit meiner Berg- Ăśbersetzung und dem ganzen Gepäck am Rad bin ich froh, leicht nach oben kurbeln zu können und nicht mit Kraft arbeiten zu mĂĽssen. 

Dicht und dunkler ist dieser Wald - Willkommen im Schwarzwald

Dicht und dunkel ist dieser nördliche Teil des Schwarzwaldes, der seinem Namen also alle Ehre macht. Gott sei Dank haben wir Glück mit dem Wetter, denn hier wird es bestimmt ziemlich schnell zappenduster. Oben angekommen, lege ich mich unter dem Hohlohturm auf dem Kaltenbronn erstmal auf den Boden in die Sonne. Kurzes Päuschen am höchsten Punkt der heutigen Etappe. Wir sind ja nicht im Stress. 

Schwarzwald Cross Tag 1: Los geht's am Schloss in Karlsruuuuuuuu

Doch von vorne – Axel, Tobi und ich sind am Morgen in Karlsruhe nach einem ausgiebigen FrĂĽhstĂĽck beim Bäcker gestartet. Noch schnell in der Touristeninfo einchecken und ab auf den Track. Gemeinsam ein paar schöne, entspannte Tage auf dem Rad verbringen und eine neue Gegend kennenlernen – das ist unser Plan fĂĽr dieses lange Pfingstwochenende. Wir passieren Karlsruhe Ettlingen, ein wunderschönes, mit Blumen geschmĂĽcktes, kleines badisches Dörfchen und haben schnell den zweiten Checkpunkt in Gernsbach erreicht. Nach Gernsbach wartet der eben beschriebene steile Anstieg auf uns, bis wir auf der ersten Hochebene angekommen sind. 

Hier rollen wir eine ganze Weile entlang, bis wir uns schließlich auf den Weg nach unten ins Murgtal machen. Für die müden Radlerbeine wartet ein Kneippbecken kurz vor Baiersbronn, das eine willkommene Abkühlung bietet. 

Unverhofft kommt oft: es wird weiter gewellnesst

Wir erreichen Baiersbronn, wo wir in unsere Unterkunft für die erste Nacht einchecken. Das Hotel Tanne heißt uns herzlich Willkommen. Ich freu mich riesig, dass wir früh genug dran sind, um noch einen Sauna-Gang einlegen zu können. Das tut den müden Radler Beinen extrem gut und sich auf der Ruhe-Terrasse die Sonne ins Gesicht strahlen lassen, ebenso. Der Wellnessbereich im Hotel Tanne mit Baumhaussauna ist gigantisch, wunderschön und ich bereue es sofort, dass wir am nächsten Tag schon wieder weiter fahren. Das nächste Mal würde ich hier länger verweilen, um mehr vom Wellnessbereich, dem sehr guten Essen und dem außergewöhnlich freundlichen Personal mitzubekommen. 

Tag 2 - Wir geniessen die Einsamkeit der Region 

Eine gigantische Aussicht wartet auf uns

Der nächste Morgen beginnt mit einem schön gemässigten, längeren Anstieg bis man zu einem spektakulären Blick von der Aussichtsplattform Ellbachsee gelangt. Der Schwarzwald liegt in seiner vollen Dichte wunderbar vor uns und ich bin sofort an die alten Märchen aus einer vergangenen Zeit erinnert – kennt ihr noch “Das kalte Herz”? 

Trotz Pfingstwochenende ist hier kaum was los

Der zweite Tag unseres Schwarzwald Cross fĂĽhrt durch eine recht einsame Region, die von mehreren kleinen, stichigen Anstiegen geprägt ist. Trotz Pfingstwochenende  ist hier kaum jemand unterwegs, es verläuft sich und wir treffen keine Menschenseele. Auffallend sind vor allem die richtig gut gepflegten Gravel-Routen. Schlaglöcher sucht man hier vergebens. Die Checkpunkte Haslach im Kinzingtal und später Schonach läuten jeweils eine Kaffeepause ein, doch allzu viel Zeit bleibt nicht – denn mit 114 Kilometern und 2.500 Höhenmetern wird das der anstrengendste Tag der Tour. 

Die Donauquelle ist eines der Highlights der gesamten Tour

Das Highlight des Tages wartet kurz vor Furtwangen auf uns: der Track biegt zur Donauquelle ab, ĂĽber die der Flussgott Danuvius wacht. Im urigen und einfachen Landhotel Thälerhäusle – Ochsen bei Neukirch angekommen, setzen wir uns in den Biergarten und genieĂźen die untergehenden Sonnenstrahlen beim Abendessen. Hier wird Tannenzäpfle getrunken – noch eine Legende aus dem Schwarzwald. 

Tag 3 - Wir lassen es ruhig angehen

Easy peasy – nur 39 Kilometer stehen am nächsten Tag auf dem Programm – wir lassen uns Zeit und frĂĽhstĂĽcken ausgiebig, bevor wir uns auf den Weg machen. Heute geht es zum Titisee. Der Anblick von oben ist wunderschön, die Abfahrt geschmeidig. Im Ort selbst ist am Pfingstsonntag natĂĽrlich einiges los, Titisee ist quasi das Tegernsee des Schwarzwalds. Doch davon lassen wir uns nicht aus dem Konzept bringen. 

Von unserem Zimmer im Hotel Nature aus haben wir einen tollen Blick auf den See abseits der Touristenmassen. 

Zum Kaffeeplausch mit Heimatnomadin Leona

Wir checken ein und treffen uns mit Heimatnomadin Leona zum Kaffeetrinken. Leona ist letzten Sommer den European Divide Trail gefahren und berichtet von Ihren Erlebnissen und den nächsten Abenteuern, die sie geplant hat. Schön, dass wir uns endlich persönlich kennenlernen. Apropos persönlich kennenlernen. Am Abend kommt Björn noch mit ein paar Drinks und Erdnüssen bei uns im Nature vorbei. Ich hab es doch gesagt: das Rad ist eine Menschenverbindungsmaschine. Ich finde es cool, bei dieser Tour Zeit für diese Treffen zu haben und nicht in drei Tagen durchhetzen zu müssen. 

Tag 4 - Das groĂźe Finale wartet auf uns

Auf unserem Weg zum höchsten Punkt der Tour: Feldberg

Hui, hui – der letzte Tag der Tour wird nochmal richtig knackig. Wir kurbeln uns zum höchsten Punkt der Tour, dem Feldberg, hoch. Leider ist der Gipfel nicht in Björns Track enthalten – doch dieses Highlight wollen wir uns auf gar keinen Fall entgehen lassen. 

Je näher wir dem Gipfel kommen, desto stärker bläst uns der Wind  entgegen. Auf dem Mont Ventoux des Schwarzwalds angekommen, genießen wir die Aussicht auf ein tolles Alpenpanorama. Der Schwarzwald ist nun viel lichter und welliger als noch zwei Tage zuvor. 

 Von hier aus lassen wir uns tendenziell nach unten rollen, nicht ohne jedoch noch einige saftige Anstiege mitzunehmen. Unvergessen bleibt die Rampe in Muggenbrunn, die ich mit ganzer „Hallpower“ hochdrĂĽcke und wo ich schon fast ganz auf dem Lenker liege, damit das Voderrad nicht vom Boden abhebt. Doch auch das ist irgendwann geschafft. 

Schnell noch den vorletzten Checkpunkt in Wiesen eingesammelt und dann dem grossen Finale in Lörrach entgegen. Die Gravel Distance Rallye ist bald geschafft, Axel, Tobi und ich jubeln im Ziel. Nur das mit der Schwarzwälder Kirschtorte hat nicht ganz geklappt. Aber Käsekuchen und Donauwelle können sie im Schwarzwald auch ;-). 

Der Schwarzwald

Gravel Distance Rallye FAQ - fĂĽr wen, welches Rad und was kommt mit?

  • Die Gravel Distance Rallye ist fĂĽr alle geeignet, die sich keinen Kopf um die Routenplanung machen und auf einfach zu fahrenden Gravelstrecken unterwegs sein wollen. 
  • Die Anstiege auf Gravel sind vom Profil her gut zu fahren, die Anstiege aus Asphalt sind jedoch schon eher zapfig. Hier brauchst Du schon etwas Kondition. Bei der Etappenplanung sollte man als Einsteiger nicht zu ambitioniert dran gehen. 

Die Versorgungslage im Schwarzwald ist gut, da Du bei dieser Tour durch viele kleinere Ortschaften kommst. Nichtsdestotrotz wĂĽrde ich Dir empfehlen immer genug Wasser und Riegel mitzunehmen, denn fĂĽr die Anstiege brauchst Du auf jeden Fall viel Energie!

Ich würde für die Tour ein Gravelbike mit mittlerem bis breitem Reifenprofil empfehlen. Wichtig ist vor allem eine leichte, Mountainbike-ähnliche Übersetzung. 

Fazit - Gravel Distance Rallye - Bikepacking Schwarzwald

Vielen Dank an Eva und Björn fĂĽr den tollen Gravelspass im Schwarzwald – uns hats sehr viel Spass gemacht, eine fĂĽr uns neue Region auf gut ausgewählten Schotterwegen zu entdecken.

Warum solltet Ihr euch für die Distance Rallye entscheiden? 

  • Ihr erhaltet einen Track auf den Ihr euch verlassen könnt.
  • Perfekte WegfĂĽhrung auf 80% Schotter
  • SpaĂź & Schnitzeljad-Feeling unterwegs mit dem Einchecken an den Checkpoints
  • Ein bisschen Druck schadet nicht:  Ihr mĂĽsst bis Ende des laufenden Jahres fertig werden, um als Finisher zu gelten
  • Ein tolles Ăśberraschungspaket mit Medaille,  Kaffeebecher, Kaffeebohnen und einen Platz in der Hall of Legends Distance Rallye Website.

Bis zum nächsten Event aus der Gravel Rallye Serie.

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2 comments

Jörg 9. Juni 2023 - 23:11

Hallo Sara, ein sehr schöner Bericht ĂĽber die Distance Rallye – toll geschieben, klasse Fotos. Wenn ich sie nicht vor 2 Jahren als Tester vorgefahren wäre, wĂĽrde ich die Tour spätestens jetzt nachfahren… Am ersten Tag hat mir der steile Anstieg nach Gerspach im strömenden Regen mit Naviausfall fast den Stecker gezogen. Dann klarte es auf – vermutlich ist der Schwarzwald dann am schönsten.
Alleine hab ich die Tour in drei Tagen (2 +1 mit Unterbrechung) gemacht. Etwas mehr Zeit ist nie ein Fehler – dafĂĽr ist der Schwarzwald einfach zu unterschiedlich und vielfältig. Selbstversorgung ist toll, aber es gibt groĂźartige Gastronomie auf der Strecke…und den Kaffee im Finisher-Paket röste ich persönlich fĂĽr euch :-).
Liebe GrĂĽĂźe
Jörg

Reply
Sara Hallbauer 12. Juni 2023 - 13:09

hallo Jörg, danke Dir! Ja, der Anstieg nach Gerspach war gleich ein Knaller ganz am Anfang. Aber dann weiss man wenigstens was einen erwartet 🙂
Lasse mir gerade den Kaffee aus dem Finisher Paket schmecken.
Lieben GruĂź
Sara

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